Eingepackt & Mitgenommen
Ein neuer Morgen. Der erste Morgen in Yagaum. Kein singsing mehr, dafür Zirpen, Geschnatter, Geraschel vom Bush, der gleich neben dem Haus begann. Das Gefühl des Schwankens war erst einmal geblieben und wir tappten neugierig durch das Haus. Hell und freundlich. In einem Raum neben der Küche brummte eine riesige Gefriertruhe. In der Küche gab es viele Einbauschränke und eine kleine Speisekammer mit vielerlei Insekten. Das Schlafzimmer unserer Eltern – zumindest lag unsere Mutter auf einer Seite eines Doppelbettes – war sehr geräumig und darin befand sich eine große Einbauschrankwand. Im Wohnzimmer eine kleine, schlichte Sitzgruppe mit bräunlichen, speckigen Sitzpolstern. Ich blickte aus dem Fenster. Im Prinzip war draußen alles grün. Sehr grün. Grün-braun. Die Glaslamellen der Fenster standen schräg und die engmaschigen, im Fensterrahmen aufgespannten Moskitogitter mit den draußen sitzenden, stechbereiten Insekten verschleierten und verzerrten meinen Blick. Der Eingangsbereich ging in ein offenes Wohn-Esszimmer über, darüber an der Decke hing ein Ventilator, der sich noch nicht bewegte. Wo ist denn bitte der Schalter? Jetzt schleppte sich meine Mutter verschlafen aus dem Schlafzimmer, öffnete alle Türen und überlegte laut, welcher Raum für was genutzt werden könnte, und ich hatte endlich den Schalter für den Deckenventilator gefunden. Puh, etwas Kühlung. An diesem Morgen hatten wir erstmals die Energie, unsere Koffer zu öffnen und unsere Zähne nach mehreren Tagen wieder zu putzen. Anschließend öffneten Tobi und ich die Haustür und blickten nach draußen. Vier Stufen führten nach unten in den Garten. Wir hielten uns kurz an dem stark aufgeheizten, rot-metallenen Treppengeländer fest, das nach unten führte. So heiß, ein Fehler. Im Garten angekommen, realisierten wir den Sinn der Treppe, denn unser Haus stand ja auf Stelzen, so hoch, dass mein zweijähriger Bruder fast aufrecht darunter stehen konnte. Er lief unter dem Haus auf die andere Seite. Ich folgte ihm stark gebückt, wechselte dann aber auf die Knie und Hände und kroch durch die staubige Erde. Auf der anderen Seite des Hauses wichen wir einem lila blühenden Gewächs aus, das sich die Hauswand hochschlängelte. Eine Bougainvillea rankte sich entlang der Längsseite des Hauses pittoresk empor. Es gelang uns, zwischen der Pflanze hindurch in den vorderen Teil des Gartens zu krabbeln. Dort landeten wir auf einem schmalen Grasstreifen und stießen auf eine blühende Hibiskushecke, die das Grundstück nach vorne hin abzuschließen schien.